Formative Psychologie
Einige Elemente der formativen Methode sind den Übungsansätzen und Ausrichtungen anderer Therapieverfahren ähnlich wie z.B. das willentlich muskuläre An- und Entspannen in der Progressiven Muskelentspannung nach Jakobsen, das Erarbeiten alternativer Handlungsmuster in der Verhaltenstherapie, oder das Innehalten in Verfahren wie dem Achtsamkeitstraining.
Einzigartig an der formativen Arbeitsweise ist die Möglichkeit, durch Üben des willentlich muskulären Selbstmanagements persönlich neue Formen zu organisieren.
Durch Wiederholung formativer Übungen z.B. in Situationen des Alltags organisieren bzw. kreieren wir neue anatomische Strukturen, mit denen wir unsere Handlungsmöglichkeiten erweitern.
Willentlich muskuläres Selbstmanagement einsetzen zu lernen, bringt persönliche Zufriedenheit, Optimismus und Lebensfreude.
Wir sind von Geburt an durch alle Lebensphasen umgeben von familiären Eindrücken und Erwartungen, sozialen, beruflichen sowie gesellschaftlichen Anforderungen und haben gelernt, darauf zu antworten. Ausgehend von unserer persönlich einmaligen angeborenen Form und Konstitution organisieren wir individuell unterschiedliche Bewegungs- und Verhaltensmuster, mit denen wir auf unsere Umgebung reagieren. Es ist möglich, dass wir dabei Verhaltensmuster unserer Angehörigen kopieren. Durch Wiederholungen und das Ausprobieren unseres Tuns prägen wir persönlich unterschiedliche Neigungen aus. Zum Beispiel in Situationen von Zuwendung oder Kritik, in Stresssituationen oder wenn Lernanforderungen an uns gestellt werden, mit Verhaltensmustern zu antworten wie „sich in sich selbst zurückzuziehen“; „schnell nach außen zu handeln und Antworten zügig auszuagieren“; „Eindrücke in Ruhe erst einmal zu verdauen“; „geistig alternative Lösungen parallel auf den Plan zu rufen“ oder andere. Dabei nehmen wir im Allgemeinen nicht wahr, wie unsere körperlichen Verhaltensmuster sind, in Situationen oder Konflikten zu reagieren. Wir können in Situationen geraten, in denen wir gar nicht so reagieren wollen, wie wir immer wieder erleben, dass wir es tun.
Übungen mit willentlich muskulärem Einsatz ermöglichen, unsere persönlich gewachsenen Verhaltensmuster in unserem Leib erfahrbar zu machen und differenzieren zu lernen.
Selbstmanagement zu erlernen, geschieht im geschützten Raum.
- Schritt 1: Wie bin ich im Augenblick da?
- Schritt 2: Wie organisiere ich, wie „mache“ ich das, was augenblicklich da ist?
- Schritt 3: Wie beende ich das, was da ist?
- Schritt 4: Wie warte ich?
- Schritt 5: Wie empfange ich die neue Form, die neue Gestalt und wie bringe ich sie in die Welt?
Entwickelt wurde die formative „Wie-Übung“ von Stanley Keleman, dem Begründer der Formativen Psychologie.
Keleman wurde 1931 in den USA geboren. Nach der Ausbildung an einem New Yorker Institut für Chiropractic wurde Keleman 1957 einer der ersten Trainer am Alexander Lowens Institut für Bioenergetik und später am Alfred Adler Institut in den USA.
Der Begriff „Formative Psychologie“ und das dazugehörige Konzept des Leibes als Zentrum unseres Lebens („the body as the center of one`s life“) wurde durch Stanley Keleman geschaffen.
Seit 1972 war Keleman bis zu seinem Tod im August 2018 Direktor im „Center for Energetic Studies in Berkeley, Californien“. Unter der Leitung von Marilyn Haller praktiziert eine von Keleman persönlich ausgebildete Gruppe von internationalen Mitarbeiter*innen weiter im „Center for Energetic Studies in Berkeley, Californien“. Im Center werden Fachartikel und Interviews von Keleman archiviert und publiziert.
Für weitere Informationen, Artikel und Literaturhinweise siehe:
https://www.formative-psychologie.de/
Quellen: frei übersetzt und zitiert aus
- Verkörperte Gefühle - Der anatomische Urspung unserer Erfahrungen und Einstellungen (Köselverlag, 2.Auflage 1995 / ISBN 3-466-34275-9; Neuauflage 2017: Verkörperte Gefühle ISBN 978-0-93420-08-5)
- The USA Body Psychotherapy Journal (Volume 6, Nr. 1, 2007)